Neben dem optischen Sinn ist das Gehör für den Menschen außerordentlich wichtig, da es mit Hilfe der Sprache das wichtigste zwischenmenschliche Kommunikationsmittel darstellt. Ein Teilaspekt des Hörens ist das räumliche Hören. Doch wie sind Menschen in der Lage Schallreize wahrzunehmen und zu orten? Um diese Fragen zu beantworten und die dafür notwendigen Mechanismen zu verstehen, haben wir ein fächerübergreifendes Projekt mit SchülerInnen der 6ten Klasse durchgeführt.
Das fächerübergreifende Schulprojekt war ein voller Erfolg und eine spannende Entdeckungsreise für die Schülerinnen und Schüler. Mit großer Begeisterung tauchten sie in die faszinierende Welt des Hörens ein und erkundeten, wie unser Gehör funktioniert, welche erstaunlichen Hörleistungen es im Tierreich gibt und wie wichtig das Hören für unser Leben ist.
Das notwendige Fachwissen wurde in den einzelnen Fächern übermittelt. In Physik (Prof. Kostarakos) wurden die Eigenschaften von Schallwellen sowie die biophysikalischen Grundlagen für das Richtungshören erläutert. Die SchülerInnen konnten dabei erfahren, wie unterschiedliche Schallfrequenzen und Schallpegel unsere Wahrnehmung der Tonhöhe und Lautheit ausmachen, wie Reflexions- und Beugungsphänomene zustande kommen und wie Interferenzmuster entstehen. Es wurde ihnen zudem veranschaulicht, wie binaurale Pegelunterschiede und Zeitunterscheide an den Ohren entscheidend für die Orientierung sind und warum unser Richtungshören auch von der Schallfrequenz abhängt.
Das gewonnene Fachwissen konnten unsere SchülerInnen in einem mehrstündigen Versuch einsetzen, indem sie durch Schläuche mit Markierungen den kleinsten noch wahrnehmbaren zeitlichen Unterschied für eine zuverlässige Ortung der Schallquelle ermitteln konnten. Bei der Erstellung der notwendigen Diagramme und der daraus ableitenden Berechnungen ergaben diese Zeitunterschiede nur 20-30 Mikrosekunden, wobei eine Mikrosekunde einem Millionstel einer Sekunde entspricht. Diese erstaunliche Leistung unseres Gehörsystems deckt sich sehr gut mit Daten aus der dazugehörigen Literatur.
Im Biologieunterricht (Prof.in Mag.a Vollmann) wurde die Bedeutung des Hörens intensiv erarbeitet. Die Schülerinnen und Schüler lernten, wie das Gehör im Tierreich funktioniert und welche beeindruckenden Hörleistungen einige Tiere erbringen. Besonders spannend war die detaillierte Auseinandersetzung mit der Anatomie des menschlichen Ohrs und der Psychoakustik. Mit anschaulichen Materialien des UBZ Graz reflektierten sie zudem das Thema Lärm und seine Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Sie erarbeiteten, welche Risiken zu viel Lärm mit sich bringt und wie wir uns davor schützen können. Auch die Themen Tinnitus und das Cochlea-Implantat boten tiefgehende Einblicke in moderne medizinische Lösungen bei Hörproblemen.
Abwechslung boten den SchülerInnen und Schülern auch die zahlreichen Experimente. Mit einem Schalldruckmessgerät erkundeten sie die Lautstärken in den Klassenzimmern, im Turnsaal, auf der Straße und in der Pause. Sie probierten eine Lärmampel aus und machten damit verschiedene Lautstärken sichtbar. Ein weiteres Highlight war das Experiment mit einer berußten Glasplatte und einer Stimmgabel, bei dem Schallwellen sichtbar wurden. Auch das Austesten der eigenen Hörgrenzen sorgte für staunende Gesichter und spannende Erkenntnisse.
Prof. Mag. Dr. Konstantinos Kostarakos